Wir rücken um 8:00 Uhr im St. Anna ein und werden von der Ambulanz auf die Station überstellt.
Nettes kleines Zimmer, mit 2 Betten, einen Fernseher, einen Kühlschrank, mit Bad und WC und zwei Kästen. Die ersten Nächte wird Barbara bei Philipp bleiben, so machen sichs die beiden wohnlich. Die Schwerstern empfangen uns herzlich und erkennen Philipp nach fast 8 Jahren gar nicht mehr.
Der Venflon wird direkt am rechten Handrücken gesetzt, damit man besser kontrollieren kann, dass die Zytostaika (hochgiftige Chemomitteln) auch ordentlich mittig der Venen in die Blutbahn gelangen. In der Ellenbeuge liegen die Venen zu tief. Auch das Tablettenmenü wird etwas abgeändert, es bleiben aber ca. 12 Tabletten pro Mahlzeit, also 3 Mal täglich.
Es folgt das übliche Vorspülen mit einem 3 Litersack Glukose/Natrium Gemisch.
Zusätzlich werden noch einige einige Schutzmedikamente für die Nieren und gegen Übelkeit angeschlossen. Schaut richtig nach Hightech aus, die vielen Infusomaten und Schläuche mit Weichen und Absperrhebeln. Zum Venflon führt dann nur ein einziger Spiralschlauch. Da Philipp nicht so gern fotografiert werden möchte, steht die Technik im Vordergrund.
Mit so einem Infusiomat kann die exakte Durchflussmenge, die Dauer und die Durchflussgeschwindigkeit eingestellt werden.
Die Therapie beginnt heute um ca. 14:30 mit einem Cocktail aus verschiedenen Zytostatika in verschiedenen Mengen und Zeitabläufen.
Morgen am Vormittag folgt noch eine Lumbalpunktion. Das heißt es wird ein Chemomittel in die Gehirnflüssigkeit gespritzt. Das funktioniert über eine dünne lange Nadel zwischen den Wirbeln am Rücken. Da das Prozedere etwas unangenehm ist und am Rücken leicht zieht, hat sich Philipp für eine Kurznarkose entschieden.
Aus heutiger Sicht wird Philipp bis Samstag auf der Station bleiben, dann eine Woche zu Hause sein und am 31.3. wieder eine Woche stationär den zweiten Block empfangen.
Die gesamte Therapieübersicht ist etwas kompliziert und kann aus heutiger Sicht noch nicht genau festgelegt werden.
Ganz grob sieht es wie folgt aus:
1. Woche Vorbereitung mittels Tabletten (haben wir schon hinter uns)
2. Woche BLOCK F1 (läuft gerade)
3. Woche zu Hause (nur) Tablettenterapie
4. Woche BLOCK F2 (ähnlich dem F1 mit etwas geänderten Medikamenten
Dann entscheiden sich merhere Varianten.
Zum Einen ist der magische Tag 33 jener Tag am dem entschieden wird ob eine Transplantation notwendig ist oder nicht. Das hängt von den dann noch vorhandenen Blasten ab.
Zum Anderen gibt es eine neue Studie und daher für die folgenden 6 Wochen 2 verschiedene Varianten.
Variante 1 ist die bisher klassisch mit gutem Erfolg bei Rezidiv angewandte Variante: Drei Blöcke zu je einer Woche - immer stationär - und dazwischen jeweils eine Woche zu Hause.
Variante 2 ist vergleichbar mit dem Block 3 aus der ersten Therapie. Wird also mit Erfolg bei der Ersterkrankung angewendet und nun versucht ob dieser Erfolg auch bei einem Rezidiv so gut funtkioniert. Bei dieser Variante sind etwa alle zwei Tage Besuche in der Tagesklinik für Infusionen vorgesehen, die restliche Zeit zu Hause.
Nach diesen 6 Wochen folgen in jeden Fall noch zwei einwöchige Blöcke staionär und zwei Wochen Pause dazwischen.
Dann in der 18/19 Woche folgen entweder noch 3 Blöcke zu je einer Woche und eine abschließende lokale Strahlentherapie nur für den Schädel oder eben eine Transplantation. Dafür gibt es dann einen eigenen Plan für die Vorbereitungsphase, mit Ganzkörperbestrahlung etc...
Am Beginn jedes Blockes (also aus heutiger Sicht 7 oder 8 Mal) erfolgt auch noch eine Knochenmarkspunktion und meistens auch eine Lumbalpunktion.
Je nach dem wie reibungslos der Terminplan eingehalten werden kann dauert die ganze Intensivtherapie ca 26 Wochen somit etwa 6 Monate. Es hängt nun von den Verzögerungen wegen Infekten, Fieber, schlechten Blutbild ab, wann die Intensivtherapie dann tatsächlich abgeschlossen wird.
Jetzt heißt es einmal Daumendrücken, dass die Chemo gut anspricht und die Nebenwirkungen nicht all zu groß sind.
Von den Blasten wurde vergangene Woche die Genstruktur ausgelesen und gespeichert.
Im Mikroskop werden die Blasten in 2 Wochen wahrscheinlich nicht mehr sichtbar sein. Durch den DNA-Vergleich können aber einzelne noch vorhandene schadhafte Zellen auch dann noch gefunden werden. Am Tag 33 sollten sie unter 5% sein, dann ist keine Transplantation erforderlich. Wollen wir hoffen.