Sonntag, 31. August 2008

Tag -2 Sonntag 31.8.2008

Warten auf Wirkung und Nebenwirkung

Die sechs Bestahlungstermine gingen schnell vorbei. Nebenwirkungen waren zunächst nur Kopfschmerzen und eine leicht gerötete Haut.
Im AKH gab es kleinere Pannen, am Mi Nachmittag ist das Förderband auf dem Philipp unter dem Röngtengerät durchgezogen wird, kaputt gegangen. Der Ausflug vom St. Anna ins AKH und retour hat dadurch mehrere Stunden gedauert.
Nach der letzten Bestrahlung durfte Philipp den Brustpanzer mitnehmen, er plant bereits dekorative Einrichtungsgegenstände damit.

Während der jeweils ca. 20 Minuten die Philipp im Bestahlungsraum war, haben mir die Schwestern erklärt wie das mit der Stahlung so funktioniert. Im tiefen Keller des AKH wird eine Hochspannung erzeugt, diese wird auf eine Referenzplatte geknallt, dadurch entsteht die sogenannte Röngtenstrahlung. Je nach dem wie stark die Spannung ist ändert sich die Intensität der Stahlung. Für ein normales Röngtenbild werden ca. 10 KV verwendet, für Philipps Bestahlung ca. 7 MV, also rund eine 10er Potentz mehr.
Trotzdem hat er es zunächst gut vertragen.

Am Samstag war dann der Tag mit der Intensivchemo. Philipp war aber fast enttäuscht, dass es nur ein Sackerl mit Zytostatika war, welches über eine Stunde in ihm hineingeflossen ist. Da hatte er schon ärgere Chemotage.
Am Samstag Abend war er müde aber sehr stolz, dass nun alles was notwendig ist, also von den grauslichen Dingen in seinem Körper drinn ist. Mehr wirds nicht mehr, ab jetzt kommen nur noch "gute" Sachen.

Jetzt müssen die Bestahlungen und die Chemo aber noch die volle Wirkung entfalten.
Am Samstag hatte er noch 13.000 Leukos heute Sonntag waren es nur mehr 6000. Bis zum Dienstag werden es knapp über Null sein.
Gleichzeitig steigt aber der Entzündungswert im Blut und auch die Schleimhäute im Mund beginnen bereits pelzig zu werden. Das ist immer so bevor sie sich auflösen.
Die vielen sterbenden Zellen verursachen in den Beinen ganz arge Schmerzen, so ähnlich wie bei einem Muskelkater.

Die Hygienemaßnahmen rund ums Zimmer wurden verschärft. Wir als Besucher müssen jetzt nicht nur ein grünes OP Gewand tragen, sondern zusätzlich einen sterilen Mantel. Also zuerst in die Gaderobe, dann in die Schleuse, Hände waschen und desinfizieren, dann Maske umbinden, Mantel auspacken, Hände desinfizieren, Mantel anziehen, nocheinmal Hände desinfizieren und dann darf man endlich ins Zimmer zu Philipp hinein. Aber immer nur eine Person.

Philipp hat jetzt zwei Nachtkästchen. Eines nur für die Dinge die er zum Pinkeln braucht. Vorher muss er sich Handschuhe anziehen, nachher - eh klar - Hände desinfizieren, aber mit einen andern Flascherl als die Besucher. Alles streng getrennt.
Auf dem anderen Kasterl liegen einige persönliche Dinge und die Getränke.
Das Trinken wird schon weniger, heute war es nur mehr der wirklich notwendige MORO Saft und ein kleines Pago. Die restliche Flüssigkeit die er braucht bekommt er bereits über die Venen.

Marie Therese ist nach einer Woche Ungarnurlaub wieder zurück und war heute auch bei Philipp. Die Wiedersehensfreude war bei den Beiden sehr groß, nachdem sie mit Unterstützung der Krankenschwestern das selbe Bekeidungsritual durchlaufen hat, und endlich ins Zimmer zu Philipp durfte.

Morgen wird Marie-Therese nach dem ersten Schultag auch im Krankenhaus einchecken. Vorher will sie aber unbedingt nocheinmal Philipp besuchen.

Am Dienstag Vormittag wird ihr dann in Narkose, aus dem Beckenkamm Knochenmarkblut entnommen. Ca. 700ml, je nach dem wie konzetriert Stammzellen darin enthalten sind. Philipp braucht mindestens 1 Mio Stammzellen, damit die Transplant funktioniert.
Da die Blutgruppe zufällig passt, kann das entnommene Blutsackerl unmittelbar danach, direkt beim Philipp in die Venen rinnen. Sonst müsste es noch in die Zentrifuge damit die roten Blutkörperchen rausgefiltert werden, das sind die Träger der Blutgruppe, aber für die Stammzellentransplantation nicht notwendig. Man kann bei einer Stammzellentransplant auch die Blutgruppe wechseln.
Das ist technisch beschrieben, der ganze Prozess der Transplantation.

Heikel sind für Philipp die Phasen dannach. Zunächst dauert es einige Tage bis man erkennen kann, dass es anwächst und frisches Blut produziert wird. Dazu kommen die Nachwirkungen der Chemo und der Bestrahlung.